Mittwoch, 13. Juni 2018

Unser Stern Leo

Guten Abend ihr Lieben,

heute möchte ich einmal die Geschichte von unserem Sternchen Leo niederschreiben.
Zum einen als Therapie für mich und vielleicht um auch zu zeigen das das Leben jederzeit eine Wendung nehmen kann, mit der man einfach niemals rechnen würde.

Vielleicht helfe ich mit meiner Geschichte auch der ein oder anderen Mama oder auch Papa, die ebenfalls die schmerzliche Erfahrung machen mussten ein Kind zu verlieren.

Im Sommer 2017 war es endlich soweit, nach einigen unklaren Schwangerschaftstest zeigte der digitale Clearblue am 10.Juli ein klares "Schwanger" an...ich war erst vollkommen sprachlos...sollte es tatsächlich geklappt haben? Unser Großer ist immerhin schon 5 und es wird doch mal Zeit für ein Geschwisterchen! Tatsächlich hielt ich nun den Test in der Hand und tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf.

Als ich freudig meinen Mann mit der Botschaft überraschte, kamen aber auf einmal irgendwie Zweifel. Nicht weil mein Mann sich nicht freute (die Freude war sogar riesig), nein, irgendetwas hemmte MEINE Freude...im Unterbewusstsein spürte ich vielleicht da schon das etwas nicht stimmt. Doch ich hätte mir NIEMALS ausmalen können, was 5 Monate später passieren sollte...

Der erste Termin beim Frauenarzt war super....normale Entwicklung, alles an Ort und Stelle. Tatsächlich schwanger...aber warum kann ich mich nicht freuen?

Auch die nächsten Termine verliefen alle wie am Schnürchen und als wir das erste Mal den Herzschlag sahen, wurde ich lockerer und nach den berühmten 3 Monaten überraschten wir die Großeltern mit der frohen Botschaft! Unser Großer zog ein T-Shirt an mit der Aufschrift "Großer Bruder" und er war stolz wie Oskar!! Die Freudentränen bei den Großeltern liefen und alles schien so perfekt.

Nach einer weiteren Ultraschalluntersuchung, auch hier war noch alles gut, fuhren wir in den Urlaub. Dort ging es mir irgendwie gar nicht gut. Ich fühlte mich richtig krank...obwohl ich keine Symptome einer Krankheit hatte.
Nach und nach verspürte ich die zarten Tritte des Babys und dazu ein starkes Ziehen...die Mutterbänder dachte ich...nach dem Urlaub sollte ich jedoch den wahren Grund erfahren...

Die nächste Ultraschalluntersuchung lag an...voller Vorfreude das Baby wieder zu sehen ging es zum Termin. Meine eigentliche Frauenärztin war im Urlaub, also ging es zur Vertretung. "Nichts dabei" hab ich mir gedacht...

Ich lag also auf der Liege und die Ärztin legte los mit der Ultraschalluntersuchung...plötzlich sagte sie gar nichts mehr, schaute sehr ernst, legte nach ein paar Sekunden den Ultraschallkopf zur Seite und sagte die folgenden Worte: "Ich muss sie sofort ins Krankenhaus schicken, es stimmt etwas nicht."

Diese Worte werde ich nie vergessen. Was sollte denn auf einmal nicht mehr stimmen? Was war los? Erst nachdem ich nachfragte, sagte die Ärztin das ich kein Fruchtwasser mehr habe, aber sie nicht mehr sagen will und ich sofort ins Krankenhaus soll.

Ich war total unter Schock und wusste nicht was ich denken oder sagen soll...
Ich rief meinen Mann an, wiederholte wie ein Roboter den Satz der Ärztin.
Er machte sich sofort auf den Weg zum Krankenhaus und ich ebenso.

Nun saß ich im Wartebereich.

Mein Kopf war einfach leer. Ich hab gar nicht bemerkt das mir die Tränen über die Wangen liefen.
Eine Krankenschwester setzte sich neben mich, umarmte mich und meinte das schon alles gut wird.
Aber ich spürte bereits das das miese Schicksal seinen Lauf genommen hatte...

Mein Mann kam an und ich wurde in Ärztezimmer gebeten.
Erneute Ultraschalluntersuchung...und auch der Arzt wiederholte den Satz den ich schon kannte.
"Es ist kein Fruchtwasser vorhanden" Das wusste ich bereits...was aber ist mit meinem Kind?! Warum ist kein Fruchtwasser vorhanden?

Es sei ein genetischer Defekt. Könnte Hinweis einer Fehlbildung sein. Aber man müsse weitere Untersuchungen machen. Ich blieb also 3 Tage im Krankenhaus. Ich trank aus Angst täglich fast 4-5 Liter, weil ich dachte so das Fruchtwasser wieder "auffüllen" zu können.

Aber auch bei der letzten Untersuchung durch den leitenden Prof. der Frauenklinik war kein Fruchtwasser vorhanden. Man konnte aber das Baby sehen wie es sich quält weil es kaum mehr Platz hatte. Sein Herzchen schlug noch stark und normal.

Dann die endgültige Diagnose...das Kind hat keine Nieren...es scheidet nichts aus...wäre unfähig selbstständig zu leben. Es quäle sich bereits jetzt, würde durch die Enge körperliche Fehlbildungen bekommen, ließen wir es noch länger in mir.... Sollte das etwa heißen das ICH entscheiden muss was die nächsten Schritte sind!? Wie könnte ich so etwas entscheiden??

Der Prof. nahm mir etwas die Entscheidung ab. Nach einer weiteren Untersuchung 2 Wochen später (Insgesamt sind nun über 6 Wochen vergangen - 6 Wochen voller Qual, Stoßgebete und vielen vielen Tränen) sollte ich wieder kommen und man müsse die Geburt einleiten. Ansonsten wäre es nicht nur für das Baby eine Qual, sondern auch gefährlich für mich. Ich musste nun auch an meinen großen wunderbaren Jungen denken.

Und so lag ich 2 Wochen später wieder im Krankenhaus. Mit einem Zugang im Arm um mir jegliche Schmerzen nehmen zu können und mit Tabletten...

Außerdem wieder mit leerem Kopf - und nassem Gesicht...die Tränen liefen einfach ohne Gedanken über meine Wangen...

Mein Mann blieb bei mir, durfte mit im Zimmer schlafen.

Ab jetzt kommt ein Teil, den ich nicht umschreiben kann. Ich kann ihn nur so niederschreiben wie er wahr. Brutal. Lest bitte nicht weiter, solltet ihr überhaupt bis hier hin gekommen sein, wenn ihr so etwas nicht verkraften könnt.
Ich weiß nichtmal wie ich es verkraften kann. Vergessen werde ich die folgenden Momente niemals.

Nach ca. 2 Std fingen sie an...die Unterleibsschmerzen. Angeblich konnten das keine Wehen sein, so schnell würde das nicht gehen. Vor Morgen sollte nichts passieren.
Aber die Schmerzen wurden stärker...ich ging zur Toilette. Alles voller Blut.
Ich rief in Panik meinen Mann und der die Schwester.

Sie fragte ob ich schon in den Kreissaal möchte. Natürlich "möchte" ich nicht in den Kreissaal, aber was ist hier los!? Die Schmerzen wurden immer heftiger und das Blut immer mehr...dann kamen die Schmerzen regelmäßig, alle paar Minuten. Ich musste nun in den Kreissaal.

An die "Fahrt" dahin kann ich mich kaum erinnern. Ich lag im Bett und wurde vom Pfleger in Eile in den Fahrstuhl geschoben. Ich habe meine Augen erst wieder aufgemacht als die Hebamme an meinem Bett stand.

Ich wollte etwas gegen die Schmerzen. Durch den Zugang der bereits am Morgen gelegt worden war bekam ich eine Infusion mit einem "Scheiß-egal-Mittel"... Ich lag einfach nur da und weinte.
Der Muttermund war noch nicht weit genug offen, ich solle etwas schlafen.
Ich wollte nicht schlafen...aber dieses Mittelchen machte mich so k.o. das ich tatsächlich einschlief.

Ich hatte keine Schmerzen mehr, spürte gar nichts. Ich hatte sogar kurz Hoffnung das alles nur ein Traum wäre und es noch Hoffnung gibt.

5 Std später wachte ich auf, mein Mann ist auch eingeschlafen und die Schwester schlich ins Zimmer.
Sie hätte ein komisches Gefühl und wollte mal nach mir sehen. Ich sagte ihr das ich nichts mehr spüre. Das schon 5 Std vergangen waren, konnte ich kaum glauben!!

Sie wollte nach meinem Muttermund schauen und wurde plötzlich panisch als sie die Decke hob...es war alles voller Blut...die tastete nach dem Muttermund und sagte nur: "Bitte pressen Sie einmal".

Plötzlich stieg Panik in mir Hoch und ich weckte meinen Mann. Und ich presste. Genau einmal.
Da spürte ich Ihn plötzlich an meinem Bein. Dieses Gefühl werde ich niemals vergessen. Die Schwester weinte. Ich wusste das mein Baby nun vor mir lag, ich spürte das es dort lag. An meinem Bein.

Die Schwester nahm ein Handtuch, wickelte unser Baby ein und fragte ob wir ihn sehen wollen.
"Ihn"- es ist also ein Junge. Ich wollte nachdenken, konnte aber nicht.

Die Hebamme gab uns ein paar Minuten allein.

In den Minuten stellte ich fest, das ich Ihn sehen MUSS. Es ist mein Baby. Ich habe es eben gespürt.

Als die Hebamme hereintrat und nochmal fragte, sagten wir also das wir ihn sehen wollen.

Sie brachte ein Körbchen, zugedeckt mit einer kleinen Decke. Ich hatte im Vorfeld Sachen stricken lassen und diese hatte sie ihm angezogen. Unserem Leo.

Ich hielt erstmal das Körbchen einige Minuten in der Hand und starrte auf das Tuch. Ich hatte Angst. Mein Mann hatte Angst.

Aber ich musste ihn sehen. Ich hob das Tuch und sah als erstes seine Hand, seine winzige Hand. Dann war ich so voll Liebe das ich das Tuch wegriss und meinen Sohn anstarrte. Er sah auch wie sein großer Bruder. Dasselbe Gesicht, die winzige zarte Nase, die kleinen Öhrchen...er war wunderhübsch.

Wir hielten ihn eine Zeit lang und sagten ihm das wir ihn lieb haben. Es war wirklich ein ganz seeliger, ruhiger Moment. So als würde er mich beruhigen.

Wir verabschiedeten uns.

Dann kam die Hebamme und nahm ihn mit sich.

Dann lief alles ab wie in einem Film, ich kam nach Hause, organisierte die Beerdigung.
Niemals im Leben hätte ich gedacht das ich ein Kind, mein Kind, beerdigen muss.

Der Pfarrer wählte schöne Worte, die Sonne schien. Unser Leo wurde bestattet. In seinen kleinen gestrickten Anziehsachen. Unter vielen Tränen.

Auch heute noch laufen manchmal einfach noch die Tränen, aber das ich okay. Ich denke viel an ihn. Und auch wenn er uns über den Regenbogen ein weiteres Kind geschickt hat, wird er immer in Gedanken ein Teil von uns sein.

Wir zünden zu besonderen Anlässen seine persönlich Kerze, sodass er bei uns ist.
Wir haben eine Erinnerungskiste mit Foto, weiteren kleinen Anziehsachen die für ihn waren, mit Rosenblättern von seinem Grab. Er wird immer unser Kind sein.

"Deine Seele soll fliegen, so wie der Wind. Immer werde ich dich lieben, mein Schmetterlingskind"

Deine Mama

Sonntag, 10. Juni 2018

Willkommen in meiner Muttizone!

Hallo liebe Leserinnen und auch Leser! (Wir wollen die Männer ja nicht ausschließen)

Lange Zeit war mein Blog eingeschlafen...aber tadaaa, da bin ich wieder!
Auch weiterhin wird dies hier nur ein Hobby sein. Weiterhin werde ich mir hier Luft schaffen und mich über meinen Alltag als Mama auslassen.
Hin und wieder gibt es Tipps und Vorschläge, wie sich unser Alltag einfacher gestalten lässt und was ich tagtäglich als Mama dazu lerne...und das ist unendlich viel!

Nun aber erstmal ein paar Sachen zu mir:

Ich heiße Maria, aber die meisten nennen mich Ria.
Ich bin mittlerweile schon 31 Jahr jung und neben meinem großer Sohn, der 6 Jahre alt ist, erwarten wir im Oktober 2018 Söhnchen Nr.2... naja eigentlich Nr. 3....

Jetzt zu etwas ernstem...

Oktober 2017 hatte ich im 5. Monat eine Fehlgeburt. Das hat mir zeitweilig ganz schön den Boden unter den Füßen weggezogen... die Gefühle lassen sich kaum in Worte fassen. Wir nannten unser Sternchen Leo. Leo - unser Löwenherz. Sein Herz hat nämlich bis zur letzten Sekunde geschlagen.

Ich möchte ihm ein extra Post widmen. indem ich einmal alles aufschreibe was passierte und mir durch den Kopf ging. Das wird ein sehr persönlicher und emotionaler Post, aber vllt. kann ich die ein oder andere Mama damit ansprechen. Denn leider müssen viel zu viele diese schrecklich Erfahrung machen und so können wir uns gemeinsam etwas Halt und Trost geben
.

In Zukunft werde ich also neben Schulkind-Chaos & Babykram auch einfach nur über meinen Alltag berichten. Inkl. "was koch ich so heute" oder "ich will einfach nur schlafen"....:-D

Ich freue mich sehr über jeden Leser und würde mich freuen wenn wir ein Netzwerk aufbauen und uns gegenseitig unterstützen.

Viel Spaß beim lesen!

Habt alle einen tollen Sonntag und bis hoffentlich bald wieder!

Eure Ria


Unser Stern Leo

Guten Abend ihr Lieben, heute möchte ich einmal die Geschichte von unserem Sternchen Leo niederschreiben. Zum einen als Therapie für mich...